Elektronische Patientenakte: Im Vergleich von 26 europäischen Ländern landet Deutschland auf Platz 19
Shownotes
Zum dritten Mal hat die Rhön Stiftung eine Scorecard beauftragt, um zu sehen, wie es um die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) im europäischen Vergleich steht. Fazit: Während die ePa in Deutschland bei den politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen sehr gut aufgestellt ist, mangelt es im Bereich Inhalt und Funktion – Deutschland landet damit im Vergleich von 26 Ländern lediglich auf Platz 19.
„Wenn wir uns die hohen Pro-Kopf-Ausgaben im deutschen Gesundheitssystem anschauen, müsste bei der ePA deutlich mehr herauskommen als lediglich Mittelmaß“, so Professor Volker Amelung, der die von der inav GmbH durchgeführte Studie geleitet hat. Die Einführung von Innovationen gehe grundsätzlich mit einer kurzfristigen Ineffizienz einher, so Amelung weiter. Eingespielte Abläufe müssten neu organisiert werden, was gerade in den überlasteten Arztpraxen ein Problem im Alltag darstelle. Er empfiehlt deshalb, gezielte Anreize zu schaffen und dafür zu sorgen, dass die ePA auch für die Ärztinnen und Ärzte einen spürbaren Nutzen bietet.
Ein weiterer Bremsfaktor sei die deutsche Perfektionsmentalität. International hat sich vielerorts die sogenannte 80:20-Regel bewährt: Man führt Systeme für 80 Prozent der Fälle ein – und verbessert sie schrittweise. In Deutschland heißt es hingegen oft: „Ja, aber…“. Wenn etwas in einem Teilbereich nicht funktioniert, gilt das als Grund, es insgesamt zu verschieben.
Zudem wäre es von Vorteil, die ePA mit anderen Nutzungsvorteilen zu verbinden. In anderen Bereichen sind gebündelte digitale Services bereits breit etabliert, beispielsweise beim Banking. Die Digitalisierung des Gesundheitswesens in eine digitale Gesamtstrategie einzubinden, könnte dem Thema insgesamt mehr Schubkraft verleihen.
Dennoch sieht Amelung Deutschland bei der Implementierung der ePa auf einem guten Weg: „Die Weichen wurden richtig gestellt. Wir sind nicht schlechter als andere – nur langsamer.“
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